Gedanken zum Tag
„Jesus aber bückte sich und schrieb mit dem Finger auf die Erde.“
(Joh 8,6)
Liebe Leserinnen und Leser!
So reagiert Jesus erst einmal auf die vor Mordlust schäumende Menge, die eine Ehebrecherin zu ihm zerrt, bereit sie zu steinigen. So sah es das Gesetz damals vor. Und die Schriftgelehrten fordern Jesus auf, sich zu diesem Fall zu äußern.
Was Jesus wohl auf die Erde schrieb? Leider ist das nicht überliefert, und es ist letztlich auch gar nicht wichtig.
Wichtig ist: Jesus unterbricht die aufgeheizte Situation, bringt Ruhe hinein, verschafft sich selber eine Denkpause, er distanziert sich ein Stück vom Geschehen und hört in sich hinein, hört auf Gott?
Und dann seine berühmte Antwort: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie.“
Sie kennen bestimmt die Reaktion der Ankläger: Einer nach dem anderen verlässt die Runde—beschämt? entwaffnet? nachdenklich? auf sich selbst verworfen? entlarvt?
Diese Erzählung aus dem Johannesevangelium möchte ich uns allen in diesen Tagen ans Herz legen.
Wir erleben im Moment Extremsituationen: Wir hängen in den Familien eng aufeinander, beim Einkaufen verhält sich nicht jeder fair, viele bis kürzlich normalen Abläufe sind erschwert oder gar nicht mehr möglich, Sorgen bedrängen uns und machen das Herz eng.
Ich wünsche uns allen viele Momente der Abgrenzung, des Zur-Ruhe-Kommens, des Durchatmens, Augenblicke, in denen wir nicht gebannt das Geschehen in der Welt betrachten, sondern den Blick nach innen richten.
Und dann dürfen wir Steine werfen—nicht aufeinander, sondern unsere Sorgensteine Gott in die Hände legen.
Einen schönen Tag voller Segen wünscht Ihnen
Susanne Schmid, Gemeindereferentin