50 Jahre Kirche "Maria Königin" Oberkleen
Vor ca. 65 Jahren regte sich durch die Vertreibung wieder katholisches Leben im Kleebachtal. In der Not und den Wirren der ersten Nachkriegsjahre - geprägt von Armut und Heimatlosigkeit - entstand bei den Vertriebenen, immer mehr der Wunsch auch dem katholischen Glauben Ausdruck zu verleihen. Die seelsorgliche Betreuung wurde so zuerst vom Wetzlarer Dom und seit 1949 durch Pater Josef Kott von der Seelsorgestelle in Groß-Rechtenbach aus geleitet. Am 01. April 1952 kam dann Pfarrer Alfred Göbel nach Oberkleen zur Miete bei Herrn L. Fischer wohnend, so dass die Seelsorgestelle geteilt werden konnte und beide Gebiete zur Pfarrvikarie erhoben wurden.
Die Gottesdienste konnten in der Regel einvernehmlich mit den evangelischen Ortspfarrern in den ev. Ortskirchen (notfalls in Schulräumen oder Wirtshaussälen) gefeiert werden. Der zuerst angedachte Ort einer Kirche - sozusagen die geographische Mitte der Orte Cleeberg, Oberkleen, Ebersgöns, Niederkleen - wäre zwischen Oberkleen und Niederkleen gewesen, wurde jedoch verworfen. Der Anstoß für einen Kirchbau ging dann anscheinend von Limburg aus, was ein Briefwechsel vom 21.07.1955 des Architekturbüros Karl Sichert, Allendorf mit Pfarrer Göbel belegt: Das Hochw. Bischöfl. Ordinariat in Limburg/Lahn hat mit Schreiben vom 14. Juli 1955 mir gütigst die Ausarbeitung des Projektes, sowie die Bauleitung für den Neubau des obengenannten Bauvorhabens (Erbauung eines Kultraumes mit Seelsorgerwohnung in Oberkleen) übertragen.
Dann wurde Bauland im neu aufgelegten Baugebiet am Marienberg am Straßenzug "Kegelbahn" erworben. Folgende Notiz des Bischöflichen Ordinariates vom 07.09.1956 an Pfr. Göbel liegt vor: "Bekanntlich haben Sie in Vertretung des Bischöflichen Stuhles mit Herrn Reineck, Keil und Nagel Kaufverträge (18.11.1955) abgeschlossen. Der im Vertrag vereinbarte Kaufpreis ist bezahlt." Noch verging etwas Zeit; vom 05.12.1958 liegt dann eine Notiz vor zwischen den Architektenbüro Johannes A. Traut aus Rüdesheim-Eibingen und Herrn Pfarrer Göbel. In den weiteren Korrespondenzen müht sich der Architekt sehr um eine gute Baulösung; in einem Schreiben vom 13.08.1959 wird die baldige Baugenehmigung durch Limburg in Aussicht gestellt und darum gebeten Unternehmen aus der Region für das Bauvorhaben zu benennen. Die Firma Baugesellschaft Heinz m.b.H in Wetzlar hat die Mauerarbeiten dann vorgenommen.
Am 13.02.1960 konnte das Richtfest begangen werden. Wie von Zeitzeugen berichtet fand dieses "sang- und klanglos" statt. Pfarrer Göbel weihte dann in Form einer Hausweihe am 09.10.1960 die Kirche auf das Patronat Maria Königin ein. Dieser liturgische Vorgang wurde anscheinend von Limburg respektiert, was die zwei Tage später stattfindenden Firmung (11.10.1960) mit Weihbischof Kampe bestätigt. Die Baukosten für Kirche und Pfarrhaus beliefen sich auf insgesamt 158.934,02 DM wovon die Gemeinde nur 6.752,--DM tragen musste.
Am 01. August 1981 ging der erste Pfarrer und gleichzeitig letzte nur für diese Pfarrei zuständige Seelsorger in den Ruhestand. Pfarrer M. Th. Vervloed übernahm von Hüttenberg aus die Leitung der Pfarrei. Im Jahre 1983 konnten umfangreiche Renovierungsarbeiten in der Kirche stattfinden, die dem Altarraum ein neues Gesicht gaben. Der Erste Advent 1983 (27.11.83) war dann auch der Tag an dem Bischof Franz Kamphaus seine erste Altarweihe im Bistum in Oberkleen vornahm. Im Altar ruhen die Reliquien von Alexander und Faustinus.
Am 12.+ 13.Oktober 1985 waren die Feierlichkeiten zum 25-jährigen Jubiläum der Kirche. Gottes Wege wollten es so, dass am 13.10.1985 Pfarrer i. R. Alfred Göbel in Gießen verstarb.
Im gleichen Jahr wurde bei der Orgelbaufirma Emil Hammer in Hemmingen-Arnum der Bau einer neuen Orgel in Auftrag gegeben. Die Orgel hat 15 Register und zwei Manuale (insgesamt gibt es 874 klingende Pfeifen - die größte Holzpfeife hat 2,50m und die kleineste 0,05m; Kosten: 149.077,80 DM). Am 2. Advent 1985 dem Fest Maria Empfängnis (08.12.) konnte die Orgelweihe vorgenommen werden. Nachdem im Jahr 1986 am 26.10. Pfarrer Vervloed in den Ruhestand ging, erhielt die Kirche am 03.05.1987 ihren dritten Pfarrer in der Person von Albert Schmitt. Dieser stieß 1992 den Austausch der Glasfenster durch künstlerische Fenster von Frau Annemarie Baumgarten an. Diese Fenster beschreiben den Kreuzweg Jesu und das Leben Mariens und begeistern die Beter und Besucher der Kirche. Am 15. Oktober 2003 wurde Pfarrer Martin Drechsler der vierte Pfarrer dieser Kirche. In seine Zeit fiel der Bistumsprozess "Sparen und Erneuern", der es mit sich brachte, dass seit dem Jahr 2007 für die Kirche keine finanziellen Schlüsselzuweisungen des Bistums mehr gewährt werden. In diesem Kontext wurde am 26.06.2006 der Förderverein Katholische Kirche Maria Königin Oberkleen e. V. gegründet. In seiner Satzung heißt es, dass der Förderverein den Unterhalt der kath. Kirche ausschließlich und unmittelbar fördert und bei der Gestaltung und Unterstützung des Gemeindelebens hilft.
Zum 01. Januar 2007 wurde die neue Pfarrei Hl. Familie Hüttenberg und Oberkleen errichtet in der die beiden Pfarreien Maria Königin Oberkleen und Hl. Familie Hüttenberg aufgingen; dadurch wurde die Kirche Maria Königin Filialkirche. Sie ist die erste Kirche in Limburg, die ausschließlich durch eine Sitzbankheizung (installiert am 09.02.2009) beheizt wird. Dadurch können die Energiekosten sehr niedrig gehalten werden. Wenn weiterhin auch viele "lebendige und betende/ feiernde Steine" diese Kirche füllen, kann die Jubilarin getrost ihrem 75-jährigen Jubiläum am 09.10.2035 entgegengehen.
Martin Drechsler, Pfr