Gedanken zum Tag
Gott schimmert als Licht aus aller Schöpfung und aus jedem Leben, das ist.
Der einsame Stein an der Küste hat den Glanz Seines Geistes, und er verbreitet ihn wie einen Strom, Tag und Nacht, wie eine wunderbare Aureole, wie den Glanz der Sonne, die man nicht sieht.
Gott ist wie die Wärme im Atem von allem, was lebt.
Er ist taub für die Stunden, die die Zeit zerstückeln und in Teile zerschlagen, ist blind für Tag und Nacht und den Wechsel der Zeit. Er ist wie ein ruhiger Schimmer und große Stille, in der man die Stimme hört, die ihn leugnet.
Er schweigt so gut, dass man meint, es gebe ihn nicht.
Und doch ist Er das ruhig schlagende Herz jedes Atoms.
( Ivo Andric, Unruhen)
Nachts muss ich aufstehen, dich suchen und fragen: Wo ist mein Platz und was ist mein Ziel? Denn ich kann nicht ewig leben als Weise ohne Namen und Weg.
Ein Baum am windigen Ort. Eine Blüte, verloren am Weg. Eine Säule, einsam ragend aus Trümmern. Sie trägt kein Gewölbe, und hat keinen Sinn, sie kracht nur im Frost und glüht in der Hitze.
Doch auch so, gebrochen, zeigt sie die Herrlichkeit, die vergangen ist.
(Ivo Andric, Unruhen)