Gedanken zum Tag
Corona-Krise und der Feuerofen
Liebe Leserinnen und Leser!
Die Tageslesung findet sich in der Bibel im Alten Testament im Buch Daniel, Kapitel 3 (3,14-21.49a.91-92.95)
Das Kapitel von den 3 jungen Männern im Feuerofen bzw. von der Standhaftigkeit der 3 Freunde im Buch Daniel fand ich als Jugendliche schon spannend, aber nicht faszinierend. Als erstes fragte ich mich, warum Menschen wegen ihres Glaubens, den sie friedlich leben und bezeugen, auf diese Weise von anderen Menschen gefoltert werden. Dann wusste ich nicht, ob ich diese 3 mutige Männer für ihr Festhalten an Gott bewundern oder für naiv halten soll. Und ich fragte mich, würde ich für meinen Glauben an Gott durchs „Feuer“ gehen? Würde ich für Gott „brennen“? Was für ein starkes Bild – der Feuerofen: kein Lagerfeuer, kein Hexenfeuer – nein – im Feuerofen eingesperrt - ein Entrinnen möglich, der Hitze und den Schmerzen vollkommen ausgesetzt – mit dem einzigen Ziel zu verbrennen, zu vertilgen, zu töten.
Wenn ich heute diese Geschichte lese, frage ich mich, wo steht heute symbolisch gesprochen der „Feuerofen“? Wer muss heute zu Unrecht leiden, wer ist oder fühlt sich heute in einem „Feuerkessel“ eingesperrt? Ich denke zunächst an die vielen Christen und an die vielen Andersgläubige auf unserer Welt, die wegen ihrer friedlichen Ausübung ihres Glaubens zu Unrecht verfolgt, belächelt, benachteiligt, ausgegrenzt werden. Da fallen mir die Flüchtlinge weltweit ein. Da fallen mir alle ein, die jetzt und in Zukunft unter der Coronakrise in jeglicher Form zu leiden haben.
Der König Nebukadnezzar, der in unserer Glaubenserzählung die 3 Freunde wegen ihres Glaubens an den Gott Israel in den Feuerofen steckte, lässt zusätzlich das Feuer siebenfach anheizen. Das erinnert mich auch an die schmerzhaften Phasen, in die die Coronakrise uns führen kann. In unserer Geschichte gingen die 3 mutigen Freunde nicht den einfachen Weg. Sie antworteten in ihrem Vertrauen um Gottes Liebe dem König: „ Wenn überhaupt jemand, so kann nur unser Gott, den wir verehren, uns erretten; auch aus dem glühenden Feuerofen und aus deiner Hand, König, kann er uns retten.“
Die 3 Freunde wussten zunächst nicht und wir Gläubige und Menschen, wissen oft nicht, wie Gott uns errettet, sondern nur, dass ER uns rettet. Wer kann, fügt sich in den Satz aus dem Vater unser – dein Wille geschehe – in der Hoffnung, dass ER uns rettet. In dieser Feuer - Krise beteten die 3 Freunde ein Lobgesang, dass Sie auch verkürzt im Gotteslob 616, 3+4 finden. Das kann uns auch in dieser und in jeder Krise helfen. Und wie half Gott diesen 3 mutigen Freunden: Er sandte ihnen einen Engel, der mit ihnen im Ofen war und sie verbrannten nicht. Darüber war der König sehr erstaunt, ließ die 3 Freunde frei und kam zum Glauben an Gott.
Die Herausforderung für unseren Glauben ist es, selbst dann, wenn sich Situationen nicht zum Guten gewendet haben, noch im Glauben Kraft und Halt zu finden und den Engel in seiner unterschiedlichen Gestalt zu spüren, der mit Ihnen durch jede Krise geht.
Das wünsche ich Ihnen von Herzen
Ruth Reusch