Gedanken zum Tag
Seid nicht aufgewühlt! ( Joh 14,27ff)
Liebe Leserinnen und Leser!
Mich wühlt zurzeit nicht nur der Coronavirus auf, sondern auch das Schicksal vieler Menschen in der und durch die Coronakrise. Mich wühlen ebenso die Menschen auf, die jetzt zur Bedrohung des Coronavirus auch noch Verschwörungstheorien verbreiten.
Mich wühlt es auf, wenn dies Bischöfe oder Christen im Namen der Kirche tun.
Hat Jesus da nicht leicht reden?
Und davor heißt es im heutigen Evangelium nach Johannes, Kapitel 14, Verse 27-31a (aus: Bibel in gerechter Sprache).Ich hinterlasse euch Frieden, ich übergebe euch meinen Frieden. Ich gebe ihn euch nicht, wie die Welt ihn gibt.
Diese Worte Jesu sind aus der Abschiedsrede Jesus an die Jüngerinnen und Jünger und an uns.
Ich hinterlasse euch….
Das hört sich nach Erbschaft an.Manchmal sind wir in unserem Nachdenken über Gott versucht, ihm eine Mängelliste zu erstellen, was alles im eigenen Leben, den Menschen und der Schöpfung von IHM fehlt.
So mancher könnte denken: Hat er nichts Besseres zu vererben, uns zu hinterlassenals seinen Frieden, den die Welt uns nicht geben kann? Und wie soll sein Frieden anders erfahrbar sein, als den Frieden, den wir Menschen versuchen miteinander zu halten? Gottes Sohn und der Mensch Jesus war tief verbunden mit einem ihm verlässlichen Partner – Gott-Vater. Zwischen ihnen mag es innerliche Auseinandersetzungen gegeben haben – denn Jesus war Mensch wie wir. Aber so wie Jesus von Gott sprach, glaube ich nicht, dass es so etwas wie Treuebruch, Waffenstillstand oder Abbruch von Friedensgespräche gab.
Wenn ich so einen verlässlichen Friedenspartner wie Gott erlebe, dann kann in mir ein anderer Friede sich entwickeln und wohnen. Diese absolute Verlässlichkeit können wir Menschen beim besten Willen in unseren Friedensbemühungen nicht immer durchhalten. Zu oft fallen wir in Versuchung, uns gegenseitig zu verletzen, den eigenen inneren und äußeren Frieden mit anderen zu brechen. Der Friede Jesu speist sich aus der absoluten Barmherzigkeit Gottes. Wie schwer uns bei unseren Friedensbemühungen Barmherzigkeit und Versöhnung fallen, das wissen Sie, liebe Leserinnen und Leser, selber.
Daher hat Jesus uns das hinterlassen, was wir Menschen gleichfalls mit seiner Liebe not wendend brauchen: Einen verlässlichen, tiefen Frieden.
Er weiß, was das mit uns macht, wenn wir aufgewühlt, aufgehetzt, erschrocken sind und Angst haben. Er hat es ja am eigenen Leib erfahren. Ich finde, da hat er uns etwas Wertvolles vererbt, das mit keinem Geld, Gold oder Aktien erkauft werden kann.
Und wie können wir sein Erbe – seinen Frieden antreten? In unruhigen Zeiten, im Streit, der in Gefahr ist aus dem Ruder zu laufen, in unversöhnlichen Momenten den verlässlichen Wegbegleiter Gott an einem stillen Ort außen sowie in uns selber aufsuchen, zur Ruhe kommen, IHM klagen und warten, was er uns antwortet.
Vielleicht schickt er dann uns seine Antwort in Form eines menschlichen Begleiters. Gott lässt uns bekanntlicherweise wählen - Wir können sein Erbe annehmen oder ausschlagen.
Vielleicht kennen Sie, liebe Leserinnen und Leser, eine bessere Alternative!
Ich persönlich sehe manchmal keine Alternative, als dieses Erbe Jesu – seinen Frieden anzunehmen und mir in ausweglosen, unversöhnlichen, ohnmächtigen, krisenhaften Situationen von IHM sagen zu lassen: Sei nicht aufgewühlt und erschrocken. Hab keine Angst.
Danach kann ich weiter sehen und mich für Frieden, Gerechtigkeit, Versöhnung und Barmherzigkeit in seinem Sinne einsetzen.
Gott segne uns mit dem Frieden, der uns mit uns aussöhnt und den wir mit Feinden schließen können.