Maria Hilf Brandoberndorf
Kirche Maria Hilf
Zu den Besonderheiten von Maria Hilf gehört die schlichte und eindeutige Zelt-Form der Kirche aus dem Jahre 1961. Die äußere Gestalt des Zeltes erinnert an das "wandernde Volk Gottes", das sich auf dem Weg ins "Gelobte Land, wo Milch und Honig fließen", befindet. Das Zelt soll deutlich machen, dass Gemeinde unterwegs ist:
Gemeindliches Leben - so der Gedanke - ist immer wieder geprägt von Neuanfängen oder Aufbrüchen, so schwer sie vielleicht auch hin und wieder sind. Sie will lebendige Gemeinde "auf dem Weg sein" und somit Jesus Christus nachfolgen, ihm, der selber keine feste Bleibe hatte. Dabei trotzt die Gemeinde der Sehnsucht von Menschen, sich in festen Hütten einzurichten. Die biblische Geschichte von der Verklärung Jesu auf dem Berg macht diese tiefen Wunsch nach einem festen Ort deutlich.
Gemeindliches Leben - das drückt das Symbol Zelt auch aus - will dabei zugleich auch ein Ort des Schutzes und Geborgenheit sei. Das Zelt Gottes unter den Menschen darf auch das Gefühl von Heimat vermitteln; das war gerade für die Generation der Vertriebenen-primär aus dem Sudetenland-wichtig. Nicht ohne Grund wird Gemeinde deshalb sehr häufig auch mit einer Familie, der Pfarrfamilie, verglichen. Ähnlich wie eine Familie möge Gemeinde "Verbundenheit" und "Zusammenhalt" schenken!
Gemeindliches Leben in Brandoberndorf hat "Kirche" nicht missverstanden als eine Trotzburg, in der man sich vor der angeblich "bösen" und "feindlichen" Welt in Sicherheit wiegen kann. Solch ein Bild von Kirche widerstrebe gänzlich dem Symbol des Zeltes! Die Glocke auf dem Dach ist somit auch keine "Sturmglocke", sondern eine "Glocke der Einladung".
Die Innensicht von Maria Hilf [hier eine Ansicht aus dem Jahre 2009, Anm. d. Redaktion] bestätigt das Bild eines spitzzulaufenden Zeltes. Die brauen Deckenseiten laufen oben zusammen. Deshalb sind die Seitenwände auch ganz frei von Schmuck; die Schlichtheit der Kirche untermauernd.
Das Sonnenlicht - obwohl die Kirche faktisch ohne Fenster auskommt - lässt durch die bunten Glassteine wunderbar den Raum erhellen. Die Buntheit des Lebens wird so in den Raum geholt. Durch das "Hungertuch" von Misereor- oberhalb des Altars-bleibt die EINEWELT mit ihren Noten und Hoffnungen, insbesondere der Armen, nicht ausgesperrt.
Und die "Kleinsten", die Kommunionkinder des aktuellen Kurses [i.e. von 2009, Anm. d. Redaktion], haben mit ihren fröhlichen Gesichtern direkt am Altar ihren Platz gefunden. Darin spiegelt sich die Offenheit von Maria Hilf gegenüber Kindern wieder, getreu dem Motto Jesu: Lasst die Kinder zu mir kommen!
Der Altar aus festem Stein, so will es scheinen, ist das einzige, was wahrhaft stabil und standfest ist. Aber so ganz stimmt das nicht, denn der Tabernakel direkt hinter dem Altar befindet sich auch auf einer festverankerten Stele aus Stein. Damit soll gesagt werden: Auch wenn bei uns vieles im Fluss ist, der HERR aber ist es nicht; er hat Bestand und ist uns fester Halt und Stütze! (Übrigens: Das Wort Tabernakel kommt vom lateinischen "tabernaculum" und bedeutet "Zelt", auch wenn die heutige Form "eines reich verzierten Panzerschrankes" kaum noch an ein Zelt erinnert.) Die rotleuchtenden Prozessionsfahnen - rechts und links vom Altar - stehen wieder für das Mobile und Bewegliche. Linker Hand ist Jesus Christus (der HERR) zu sehen und rechts Maria, die Magd des HERRN. Beide gehören zusammen; und sie sind es allemal wert, mit ihnen Flagge zu zeigen.
Richard Ackva, Pastoralreferent