Pfarrkirche St. Anna, Hubertusstr. 9, Braunfels
Pfarrkirche St. Anna Braunfels
Pfarrkirche und Pfarrei
Die Pfarrkirche St. Anna wurde am 7. November 1959 von Weihbischof Kampe feierlich konsekriert. Das Patrozinium geht auf einen Vorgängerbau zurück, der 1890 am gleichen Platz eingeweiht worden war.
Bis zur Ankunft der Heimatvertriebenen nach dem 2. Weltkrieg lebten in Braunfels nur einige Dutzend Katholiken. Als Geistlicher fungierte ein aus Wetzlar entsandter Vikar. Erst 1948 wurde Braunfels selbst Pfarrvikarie mit eigenem Pfarrer. Die alte Kirche war durch die Ansiedlung vieler katholischer Heimatvertreibener aus dem Sudeten- und Egerland zu klein geworden. 1958 begann man unter Pfarrer Josef Lücker mit dem Neubau, dem auch ein Kindergarten und ein Pfarrsaal angeschlossen wurde. Der Entwurf für die damals ungewöhnliche Bauform stammt von Dombaumeister Hans Schädel.
Die Kirche war Pfarrkirche der Orte Braunfels, Philippstein, Bonbaden, Burgsolms, Oberndorf, Niederbiel und Albshausen. Seit 2014 ist sie Pfarrkirche der neu errichteten Pfarrei St. Anna, die aus allen Pfarreien des früheren Pastoralen Raums Wetzlar Süd besteht.
Gottes Zelt unter den Menschen
"Und das Wort ist Fleisch geworden und hat sein Zelt unter uns aufgeschlagen." - mag sein, dass der Text für unsere Ohren etwas "sperrig" klingt, dennoch ist es die wörtliche Übersetzung aus dem Johannesprolog, der uns geläufiger ist mit den Worten: "Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt."
Gerade in unserer Zeit sind die Menschen gefordert mobil zu sein. Somit wird die neue St. Anna Kirche aus dem Jahr 1959, bei der es sich um die dritte in Braunfels handelt, zu einem einladenden Zelt für den "Nomaden" unserer Zeit.
St. Anna ist ein Zelt Gottes unter den Menschen, sie ist ein solches Zelt des Bundes. Im Gegensatz zur festen Statik eines Hauses ist das Zelt beweglich und provisorisch. Die Stabilität ist dem Zelt durch fest miteinander verzurrte und gespannte Seile.
Kirche lebt davon, dass wir ein starkes Seil, einen guten Draht zu Jesus Christus haben - dieser gute Draht ist der Heilige Geist. Gott selbst ist es, der die Beziehung zu uns Menschen ermöglicht, was sich im Gnadenstrahl, dem sich von der Decke bis zum Boden entspannenden Chorfenster des Künstlers Georg Meistermann, ausdrückt.
Kirche ist dort erfahrbar, wo wir Gemeinschaft untereinander pflegen und miteinander gut vernetzt sind. Um eine große Gemeinschaft zu ermöglichen, verfügt St. Anna über 450 Sitzplätze.
Zudem heißt es, immer wieder aufzubrechen, um dem zu folgen, der von sich selbst sagt, er habe keinen Platz, wo er sein Haupt hinlegen könne - auf dem Weg bleiben.Zugleich dürfen wir in der Feier der Sakramente und im Gebet ausruhen, um Kraft für die nächste Wegstrecke zu finden. All das möchte unsere Kirche St. Anna, die der Hand des Baumeisters Hans Schädel aus Würzburg entspringt, zum Ausdruck bringen.
"Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir, o Gott!" - Ich wünsche uns diese geistliche Unruhe, das "Ausgespannt-sein" auf die Gegenwart Christi in unserem Leben.
"Ein Seil allein vermag das Zelt nicht zu halten!" - Ich wünsche uns von Herzen, dass wir mit- und untereinander verbunden sind, um den Glauben gemeinsam zu leben.
"Wenn Gott das Haus nicht baut, müht sich jeder umsonst, der daran baut!" - Ich wünsche uns das feste Vertrauen darein, dass Gott die Provisorien unserer Lebenszelte providentiell, in seiner weisen Voraussicht, aufgespannt hält.